Insellicht # 17
Dinas Herz findet heute seine Antwort: Bang erobert sie im Sturm – wild, warm und mit einer Leidenschaft, die keinen Zweifel lässt.
Was bisher geschah:
Auf dem Markt gerät Dina in Schwierigkeiten – sie hat keine Aufenthaltserlaubnis, und plötzlich wirkt die Insel weniger freundlich als zuvor.
Doch Mingtian tritt an ihre Seite, ruhig, verlässlich, und bietet ihr seine Hilfe an.
In seiner Nähe fasst Dina neuen Mut, als hätte Cahaya ihr noch einmal leise die Hand gereicht.
🌱
Die untergehende Sonne warf ein warmes Licht über die Bucht, als Dina mit leichtem Herzen die Smoothie Bar verließ. Sie hatte das Gefühl, dass Mingtian sie hatte ablenken wollen. “Lass uns in die Smoothie Bar gehen”, hatte er gesagt, “es ist ein angenehmer Ort und die machen einen köstlichen “Green Power”. Die Gespräche mit Mingtian hatten sie beruhigt, getröstet – und zugleich etwas in ihr berührt, das sie nicht benennen konnte. Seine ruhige Präsenz, seine unaufgeregte Art, sie aus dem emotionalen Strudel zu ziehen, war wie ein sicherer Hafen inmitten eines aufgewühlten Meeres.
Doch in ihr tobte genau dieses Meer.
Als sie sich verabschiedeten, hatte Mingtian ihr sanft in die Augen gesehen. Keine großen Worte. Kein flüchtiger Kuss. Nur ein Nicken, ein Blick, ein stilles Versprechen.
Jetzt ging sie mit schnellen Schritten nach Hause. Die Festlichkeiten zum Meong Suci waren in vollem Gange. Der Weg war gesäumt von bunten Lichtern, Räucherstäbchen und Menschen in festlicher Kleidung. Kinder rannten lachend umher, Katzen streiften durch die Gassen – an diesem besonderen Tag waren sie nicht bloß Tiere, sondern fast heilige Wesen. In der Ferne die abendlichen Gesänge der Mönche, die das Tiga Cahaya sangen:
O kucing suci,
kami mengikuti jejak langkahmu,
jalanmu adalah tujuan kami,
tatapanmu adalah cahaya kami.
Bimbinglah kami dengan kebijaksanaan yang hening.
Tika hatte Dina von Meong Suci “der Heiligen Katze” und der alten Legende erzählt, es war lange bevor Menschen die Inselgruppe Cahaya besiedelten, als sich eine weiße Katze mit silbernen Augen auf Pulau Cahaya niederließ. Niemand wusste, woher sie kam. Sie war scheu, doch ihr Erscheinen wurde immer von wundersamen Zeichen begleitet: Kranke wurden gesund, Fischer fanden sichere Wege durch tobende See, und selbst Vulkane schienen ihre Wut zu zügeln, wenn sie durch die Dörfer schritt.
Eines Tages, so erzählt die Legende, tobte ein gewaltiger Sturm über die Inseln. Das Meer schlug gegen die Klippen, und dunkle Wolken verdunkelten den Himmel tagelang. Die Menschen glaubten, es sei das Ende. In ihrer Verzweiflung versammelten sie sich auf Pulau Cahaya, der heiligsten aller Inseln, und baten um Schutz.
Da erschien die weiße Katze am Fuße eines alten Banyanbaums. In dieser Nacht sprach sie – nicht mit Worten, sondern in den Herzen der Menschen. Sie versprach Schutz und Segen, wenn sie als Hüterin der Inseln geehrt würde.
Am nächsten Morgen war der Sturm vorüber, der Himmel klar – und dort, wo sie gestanden hatte, fand man eine große, glänzende Pfote im Sand. An genau dieser Stelle errichtete man später den Tempel von Pulau Cahaya – mit der großen Katzenbüste, deren Augen aus Muschelkalk und obsidianfarbenem Glas bestehen. Es heißt, in bestimmten Nächten blinken sie im Schein des Vollmondes – ein Zeichen, dass die Heilige Katze weiterhin über die Inseln wacht.
Seitdem feiern die Bewohner von Cahaya jedes Jahr das “Meong Suci”-Fest – mit Gesang, Trommeln, Tänzen und unzähligen Kerzen. Es ist ein Fest des Gleichgewichts, des Schutzes und der Verbindung zur spirituellen Welt. Und wer in dieser Zeit einem weißen Kätzchen begegnet, so glauben die Inselbewohner, der darf sich über ganz besonderes Glück freuen.
Die Luft roch nach süßem Reis, nach Jasmin und Sandelholz. Ein leiser Singsang wehte vom Tempel herüber, vermischt mit der Musik der Straßenkünstler. Doch Dinas Gedanken waren weit weg – bei Bang, der in zwei Stunden zum Abendessen kommen würde.
Und bei Mingtian, der gerade eben still an ihrem Herzen gerührt hatte.
Zwei Männer. Zwei Versprechen.
Und sie dazwischen – ein Herz, das noch lernen musste, welchem Klang es wirklich folgen wollte.
Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und tauchte den Himmel über Cahaya in ein sanftes Gold, als Dina mit einer Tasche voll frischer Einkäufe den staubigen Feldweg entlang ging. Ihre Gedanken kreisten noch um das Fest, um den Markt, um Mingtian – da blieb sie abrupt stehen.
Vor ihrem kleinen, von tropischem Grün umrankten Haus stand Bang. Lässig lehnte er an einem der Holzpfosten der Veranda, barfuß wie immer, das sonnengebleichte Hemd leicht geöffnet, die Locken von der Meeresbrise zerzaust. Sein Blick fiel auf sie, warm, offen – und so, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet. Dina runzelte kurz die Stirn. Er war viel zu früh. Eigentlich mochte sie es gar nicht, wenn jemand sich nicht an Absprachen hielt. Sie hatte sich noch frisch machen wollen, den Tisch decken, sich innerlich auf den Abend einstimmen. Doch als er ihr mit einem Lächeln entgegenkam, das wie Sonnenlicht auf ihrer Haut brannte, verflog jeder Ärger. „Ich konnte einfach nicht länger warten,“ sagte er leise, ehe er sie sanft an sich zog und sie küsste – zärtlich, verspielt und ein wenig ungeduldig. Dina erwiderte den Kuss, ihre Zweifel schmolzen dahin wie Eis in der Nachmittagssonne.
In der kleinen, offenen Küche klapperten Schüsseln und Holzlöffel. Dina und Bang standen Seite an Seite, die Luft erfüllt vom Duft frischer Kräuter, gebratenem Gemüse und einer süßlich-scharfen Sauce, die Bang nach einer Rezeptur zubereitet, die er von einem alten Händler kannte. Ihre Hände berührten sich beim Schneiden, beim Anrichten, beim Umrühren – immer wieder flüchtige, aufgeladene Berührungen, die Wärme in Dina aufsteigen liessen.
Sie lachten viel. Bang erzählte Geschichten von Dowon, von seiner Kindheit, von einem Tauchgang, bei dem ihm ein Riffhai zu nahe kam – Dina schaudert gespielt und beide lachten. Ihre Stimmen mischen sich mit dem Zirpen der Grillen und dem leisen Rauschen des Meeres in der Ferne.
Als das Essen fertig war, trugen sie es nach draußen auf den kleinen, runden Holztisch vor dem Haus. Eine einfache Laterne tauchte alles in ein warmes, goldenes Licht. Dina zündete eine Räucherstäbchen Mischung an, die süßlich und beruhigend duftet. Sie aßen mit den Fingern, wie es hier oft üblich ist, fütterten sich gegenseitig ein Stück Mango, einen Löffel Reis, ein knuspriges Gemüseblatt.
Die Zeit verging wie im Flug. Die Welt schrumpfte auf den kleinen Tisch, zwei Teller, zwei Gläser und zwei Herzen, die immer schneller schlugen.
Als Dina sich erhob, um das Geschirr ins Haus zu bringen, spürte sie seinen Blick. Noch bevor sie etwas sagen konnte, stand Bang auf, trat zu ihr und hielt sie sanft am Handgelenk. Ihre Augen trafen sich, dann küsste er sie – nicht wie zuvor, verspielt oder flüchtig. Jetzt war es ein tiefer, verlangender Kuss, der keine Fragen offen ließ.
Dina schloß die Augen, ließt sich von diesem Moment forttragen, fort von Zweifeln, fort von allem, was war. Als Bang sie auf die Arme nahm und sie in ihr kleines Schlafzimmer trug, war die Nacht warm und schwer von Erwartung.
Der Mond stand über Cahaya, und zwischen Schatten und Licht begann etwas, das mehr war als nur Nähe.
Dienstags und Freitags werden die neuen Folgen von Insellicht hier auf substack veröffentlicht. Sei dabei und mit Gratis-Abo bekommst du jede Folge bequem per Email zu dir nach Hause geschickt. Stay tuned.







Wird das eine Dreiecks-Geschichte? Oder verzichtet der eine zu Gunsten des anderen? Das wird spannend, ich freue mich drauf.